Indian Diary - Fragments

24.8.2023

Anfangs dieses Jahres besuchte eine Gruppe von SchweizerInnen das CESCI, anlässlich des Theater Festivals. Die Autorin Christine Rinderknecht stellt uns einige Impressionen dieses Besuchs vor.

17.02.2023

Gerade hatte ich auf der Veranda Besuch von Ravi und zehn wunderschönen Mädchen, die mich besichtigen wollten. Wir tauschten Namen aus und Orte: Kadawur-Zürich.

Einige Tage später sehen wir die Premiere von Ravis Stück, das er mit seiner Theatergruppe inszeniert hat. Die Schauspieler*Innen sind Jugendliche und kommen aus Kadawur: Hemavathi, Archana, Meena, PriyaDharshini, Dhanam, Yuvasri, Haritha, Ramya, Chonnaadaikkan, Sountharya.

Sie spielen mit Leidenschaft und höchster Konzentration.

19.02.2023

Die Pfauen. Wie Punukalei mit den Pfauen spricht. Ihnen Futter hin stellt, sie anlockt, damit sie zum Fressen kommen. Die Schönheit der Pfauen. Auf dem Hof, auf dem Dach.

Punukalei, der sich immer kümmert: Pflanzen, Menschen, Tiere. Allen soll es gut gehen. Nur sich selbst vergisst er manchmal und sitzt dann erschöpft, ausgelaugt im Halbdunkel der Küche.

Töne: Vogelstimmen, Hähne, Hunde, Frösche, die verschiedenen Hupen von Tuktuks, Autos, Lastwagen, Motorrädern, ständiges Gehupe, auch in der Nacht, auf der Strasse vor dem Cesci, tamilische Sprache. Gogolan Sprache, fällt mir so ein, im Gegensatz zu unserer Chrrschtli Sprache.

Menschen: die Geschichten der jungen Frauen. Auch wenn sie aus armen Familien kommen ist es wichtig, dass sie eine gute Schulbildung bekommen, das College besuchen, vielleicht sogar die Universität. Doch kaum sind sie damit fertig, werden sie verheiratet, bekommen Kinder, bleiben zu Hause, wenn der Ehemann und die Familie des Mannes es so will. Wenn sie sich diesen Gesetzen verweigern: They kill us. Arranged marriage or love marriage? Alle wünschen sich love marriage oder no marriage. Eine wenigstens. Die anderen jungen Frauen glauben ihr nicht. Sie besteht darauf. No marriage.

20.02.2023

Abfahrt der Aktivist*innen aus MP Bhopal.

Vom 10.-19.02.2023 haben gut 60 Aktivist*innen der Ekta Kalamanch (Kulturabteilung der Ekta Parishad) am Theaterforum Theatre on Economy for Justice im Cesci teilgenommen. Sie kamen aus vier verschiedenen Provinzen: Jharkand, Odisha, Chhattisgarh, Madhya Pradesh. Vier verschiedene Sprachen. Viel Übersetzungsarbeit und lustige Versuche meinerseits, mich mit ihnen zu verständigen.

Die Woche war durchgetaktet mit Workshops, Teachings, Performances. Überbordende Kreativität Engagement, Power. Viele schauspielerische und tänzerische Talente haben sich gezeigt.

Beim Abschied sind viele Tränen geflossen. Die Abfahrt hat stundenlang gedauert. Zuerst haben sich die Mädchen, die jüngeren, siebzehn oder achtzehnjährigen um mich geschart, machten nochmals Fotos, Selfies, haben sich mit meinem Handy über Facebook und Insta verbunden. Wir haben nochmals versucht, miteinander zu reden. Die eine ist siebzehn und macht eine Ausbildung als medizinische Mitarbeiterin, was genau, weiss ich nicht, die andere besucht ein College für Science. Sie ist eine gute Tänzerin, würde gerne Tanzstunden nehmen, aber sie muss sich auf ihre Ausbildung konzentrieren. Als sie endlich mit ihrem Gepäck aus ihren Zimmern rauskamen, ging es nochmals ewig. Wir standen auf der Strasse vor dem bunt bemalten Bus. Auch die Männer weinten, schluchzten, fielen anderen Männern um den Hals. Die Menschen sind voller Herzens Energie und spielen mit dieser Energie. So ist auch der Abschied voller Herzens Energie und Trauer. Die Gefühle sind echt und kommen aus dem Inneren.

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